Liebe Gemeindeglieder, liebe Freundinnen und Freunde unserer Kirchengemeinde,

Ihnen und Euch in die Augen sehen will ich heute.

Mit Ihnen und Euch die große Geschichte vom kleinen Kind hören und beten und (ein bisschen) singen und zusammen freuen über Weihnachten.

Auf Händeschütteln und Umarmen würde ich ja vernünftig verzichten.

Im letzten Jahr ging das alles schon nicht – ein paar Tage vor Weihnachten hatten wir die Gottesdienste abgesagt. – Zu hohes Risiko!

Dieses Jahr sollte es anders sein.

Nicht weil Corona anders wäre, jedenfalls nicht besser!

Wir hatten uns überlegt, wie wir trotz angespannter Pandemie-Lage verantwortungsvoll an Heiligabend Gottesdienste feiern könnten.

Und die Gottesdienste finden statt.

Gott sei Dank!

Das ist die Hauptsache!

Ein gutes Wort in mühevollen Zeiten.

Diese Lieder mit ihrem direkten Zugang zum Herzen.

Das Kind, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegend. – Der Befreier der Welt.

Das alles wird sein.

 Aber – ich kann nicht dabei sein. Meine Familie genauso wenig.

Das wird mir sehr fehlen.

Das macht mich traurig.

Am Wochenende des Vierten Advent kam die letzte Bestätigung.

Meine Frau, unsere vier Kinder und ich… alle positiv auf SARS-Cov-2 getestet.

‚Persönliches Test-Zertifikat für Karsten Weyer‘ – das klingt wie eine besondere Auszeichnung.

Dabei haben wir gar nichts dafür getan.

Ganz im Gegenteil!

Masken, Abstand, Selbsttests, vollständiger Impfschutz…

Und doch findet das schlüpfrige Virus Möglichkeiten, für uns nicht mehr nachvollziehbar.

Aber wir haben unser Möglichstes getan.

Das war auch sehr gut so.

Denn wer weiß, wie es uns, insbesondere meiner Frau und mir, jetzt ginge, ohne Impfungen.

Angenehm ist es auch so nicht.

Aber wir sind zuversichtlich, dass es nicht schlimm wird.

Pfarrhaus in Quarantäne. Über Weihnachten.

Andere Menschen meiden, Grundstück nicht verlassen, Besuche absagen, Gottesdiensten fernbleiben.

Das hätte ich mir nie ausgemalt.

Trotzdem ganz und gar kein Weihnachten zum Vergessen.

Ein Weihnachten in enger Verbundenheit mit Menschen, die uns am Herzen liegen.

Also auch ein Weihnachten in enger Verbundenheit mit der Gemeinde.

 Was für große Geschenke da schon ausgepackt werden durften, vor der Bescherung an Heiligabend:

Ehrenamtliche und KollegInnen aus der Region, die spontan eingesprungen sind, damit kein einziger Gottesdienst ausfallen musste. – DANKE!

Gemeindekirchenräte und andere Engagierte, die alles, was ich nicht vom Schreibtisch aus organisieren konnte, beherzt und klug auf den Weg gebracht haben. – DANKE!

Gemeindeglieder, Nachbarn und Freunde, die nachgefragt und gute Wünsche übermittelt haben, die unsere Versorgungslage im Blick hatten, einen Weihnachtsbaum ans Haus gelehnt und kleine Geschenke für die Kinder an die Tür gehängt haben. – DANKE!

Es ist ein Weihnachten des Verzichts, keine Frage!

Aber es ist auch ein Weihnachten der besonderen Fülle.

Und es ist ein Weihnachten, das mir zeigt:

Das kleine Kind, das da vor 2000 Jahre in Windeln gewickelt in einer Krippe lag, hat tiefe Spuren hinterlassen, die bis heute tragen und Hoffnung geben, allen widrigen Umständen zum Trotz, auch der Pandemie, erst recht einer vierzehntägigen Quarantäne.

So freue ich mich aus vollem Herzen über Weihnachten und wünsche auch Euch und Ihnen allen ein gesegnetes und frohes Weihnachtsfest!

24.12.2021 Karsten Weyer, Pfarre